60 Jahre Igeho: «Wir richten den Blick in die Zukunft»
Vom 15. bis 19. November findet in Basel die 60. Ausgabe der Gastgewerbemesse Igeho statt. Das GastroJournal spricht vor dem Start der Messe mit Benjamin Eulau, Exhibition Director der Igeho, über das Jubiläum, die diesjährigen Messehighlights und die Zukunft der Igeho.
Benjamin Eulau, in diesem Jahr feiert die Igeho ihren 60. Geburtstag. Wie ist es für Sie als Exhibition Director der Messe, dieses Jubiläum feiern zu dürfen?
Benjamin Eulau: Die Vorfreude steigt, je näher die Eröffnung der Messe rückt. Für mich als Exhibition Director ist es natürlich schön, eine solche Jubiläumsausgabe zu organisieren. Dennoch ist ein gewisser Druck da.
Druck? Erklären Sie!
Die Erwartungen an uns als Veranstalter selbst, aber auch von der Branche und deren Ausstellenden generell, waren bereits bei der Igeho 2023 gross. Mit dem Jubiläum sind diese nicht kleiner geworden. Wir wollen den Besuchenden und unseren Ausstellenden das beste Erlebnis bieten.
Welche Herausforderungen gehen damit einher?
Die grösste Herausforderung ist es, nicht über das Ziel hinauszuschiessen. Wir wollen den Ausstellenden und Besuchenden zum Jubiläum eine grossartige Messe bieten. Gleichzeitig soll es nicht übertrieben wirken. Die Igeho ist kein Freizeitpark. Es bleibt eine Fachmesse für Branchenprofis und -freunde. Es ist uns daher sehr wichtig, dass wir die richtigen und wichtigen Themen in den Fokus stellen.
Welche Themen sind das?
Zum einen ist es uns wichtig, dass die 60. Igeho kein reiner Rückblick auf glorreiche Zeiten ist. Das Programm soll zwar die Vergangenheit thematisieren, aber vor allem einen Blick in die Zukunft wagen. Das machen wir besonders bei den beiden Sonderschauen. Mit der Sonderschau Barbesuch widmen wir uns ganz gezielt dem Thema Barkultur. Ein Thema, das die Igeho in den letzten Jahren nur stiefmütterlich behandelt hat. Einen grossen Fokus auf die Zukunft richtet die Sonderausstellung zum Hotel Utopia. Hier richten wir - vor dem Hintergrund des 60. Jubiläums - den Blick 60 Jahre in die Zukunft. Wir stellen die Frage, wie Hotels in 60 Jahren aussehen und Prozesse ablaufen könnten. Es geht dabei weniger darum, definitive Antworten, sondern vielmehr, Denkanstösse zu geben und sich zu fragen, ob Ideen eine Utopie bleiben oder tatsächlich realisiert werden können.
Welche Highlights wird es neben den Sonderschauen geben?
Wir haben insgesamt rund 80 Programmpunkte über fünf Messetage verteilt. Ein Highlight sind sicher die insgesamt 25 Podiumsgespräche mit hochkarätigen Gästen wie GastroSuisse-Präsident Beat Imhof, HGU-Zentralvorstandspräsidentin Esther Lüscher oder HotellerieSuisse-Präsident Martin von Moos. Daneben findet wieder die beliebte Kocharena mit vielen jungen Talenten und Profis aus der Schweizer Gastroszene statt. Und natürlich wird in diesem Jahr wieder der Igeho Rising Star an ein Start-up aus der Branche verliehen.
Das Programm verspricht also viel Abwechslung. Wie gross ist das Interesse der Ausstellenden an der Igeho 2025?
Das Interesse ist gross – wir werden um die 400 Ausstellende und Partner begrüssen dürfen. Viele Branchengrössen, aber auch zahlreiche treue KMU sind wieder mit dabei. Besonders freut uns der Zuwachs an Erstausstellern und die Rückkehr einiger Ausstellender aus früheren Jahren. Die Akquise von Ausstellenden ist aber immer eine Herausforderung. Der Hospitality-Sektor bietet verschiedene Formate – auch in Nischen, über die man sich als Unternehmen präsentieren kann. Zudem ist es für einzelne Ausstellende schwierig, alle zwei Jahre neue Produkte zu zeigen. Diese Erfahrung hatten wir beispielsweise bei Ausstellenden aus der Bäcker- und Metzgerbranche, die 2023 an der Igeho dabei waren. Einzelne haben uns mitgeteilt, dass es schlicht keine neuen Produkte aus der Branche gibt, die man an der Igeho präsentieren könnte, und man daher auf einen Besuch verzichtet.
Wie schafft es die Igeho, sich dennoch von der Konkurrenz abzuheben?
Ich bin davon überzeugt, dass die Igeho nach wie vor eine Drehscheibe für die Branche ist. Mit unserem Rahmenprogramm schaffen wir ein Angebot, dass in der Schweiz in dieser Grösse einzigartig ist. Bei uns treffen sich alle Zweige der Branche - von den Verbänden über die Hersteller bis zu den verschiedenen Besuchergruppen aus dem Hospitaliy-Bereich - um die Branche zu repräsentieren und zu verbessern.
Die Igeho hat in ihrem Format damit nach wie vor eine Berechtigung?
Absolut! Die Messe ist nach wie vor ein Ort, wo die Branche sich treffen und inspirieren lassen kann. Durch den persönlichen Kontakt untereinander wird schnell klar, wo der Schuh in der Branche drückt und wie mögliche Lösungen für die drängenden Probleme - zum Beispiel Personalmangel oder Digitalisierung in den Betrieben - gefunden werden können. Gleichzeitig können Gastronominnen, Hoteliers und alle anderen Branchenprofis an der Messe aus ihrem Alltag im Job ausbrechen. Sie kommen zu uns nach Basel, besuchen die zahlreichen Ausstellenden oder lauschen einem Podiumsgespräch, treffen sich mit anderen Branchenprofis und haben eine gute Zeit. Sie können sich dafür Zeit nehmen, wofür sie während ihres stressigen Alltags keine Zeit finden.
Dennoch zeigt der Trend klar: Das Messegeschäft wird immer schwieriger. Die Messen werden tendenziell kleiner als grösser oder verschwinden teilweise ganz. Was bedeutet das für die Igeho?
Die Kosten-Nutzen-Frage ist sicher präsent, da gibt es nichts schönzureden. Die Zeiten sind finanziell schwierig und immer mehr Ausstellende überlegen es sich zweimal, ob sie an eine Messe gehen. Gerade auch, weil grosse Flächen, die es für gewisse Produkte schlicht braucht, teuer sind. Wir werden in Zukunft deshalb nicht darum herumkommen, die Igeho - und Messen allgemein - neu zu denken. Sei dies in der Grösse, der Art der Messeteilnahme oder das Einladungsmanagement. Aber: der physische Treffpunkt wird bleiben. Die Branche lebt von den Gesprächen und Meinungen untereinander und den Emotionen, die in diesem Austausch entstehen. Geschmäcker muss man live erleben, das funktioniert digital einfach nicht. Und: Letztendlich müssen wir es in Zukunft weiterhin schaffen, für alle, seien es Branchenprofis oder nur einfache Besuchende, an der Messe ein Erlebnis zu schaffen. Dann sind wir für die Zukunft gut aufgestellt.